title | tags |
---|---|
Exsultet | Exsultet, Osternacht, Lobpreis, Osterlob, kath |
Die Feier der Osternacht beginnt erst, wenn es dunkel geworden ist. Dann zog sie sich in den frühen Jahrhunderten durch die ganze Nacht. Wenn morgens dann die Sonne aufging, wurde das Oster-Halleluja angestimmt und das Osterevangelium verkündet. Durch die ganze Nacht hindurch wachte die Kirche dieser Botschaft entgegen. Lesungen und Gesänge aus dem Alten Testament füllten die Nacht, dazu die Taufe der neuen Christen. Naturnotwendig gehört zu solchen nächtlichen Gottesdiensten die Symbolkraft des Lichtes. Auch andere nächtliche Gottesdienste während des Jahres wurden durch eine Segnung des Lichtes und ein Loblied auf Christus, der unser Licht ist, eröffnet, und in manchen Klöstern geschieht das heute noch. Doch nie war das Lob des Lichtes so festlich wie in der Osternacht. Feierlich wurde und wird heute noch die entzündete Osterkerze in die dunkle, menschengefüllte Kirchenhalle hineingetragen. Dreimal singt der Diakon, jedesmal in höherem Ton: "Lumen Christi" - "Das Licht des Christus." Alle antworten: "Deo gratias" - "Gott sei gedankt." Die Gläubigen entzünden ihre Kerzen am Licht der Osterkerze. Die Osterkerze wird auf einen großen Leuchter gestellt. Der Diakon tritt vor sie hin und singt nun den schönsten kantillierenden Gesang, den die lateinische Liturgie kennt, das "Exsultet". Es stammt aus dem Schülerkreis des heiligen Ambrosius von Mailand. Es hatte viele Vertonungen, aber eine hat sich am Ende durchgesetzt, sicher die schönste.
Es ist ein Lobgesang auf das Licht. Doch zugleich ist es ein Lobgesang auf das ganze Ostergeheimnis, und im Kern ist es ein Lobgesang auf den erstandenen Christus, den die Osterkerze zeichenhaft darstellt. Zugleich aber ist es der deutende Schlüssel für all die Lesungen aus dem Alten Testament, die jetzt bald in der nächtlichen Feier gelesen werden. Was da, mit der Schöpfung beginnend, vorgelesen wird, vor allem der Auszug aus Ägypten, ist schon der Anfang, ja ein inneres Stück des Ostergeheimnisses. Dieses Festgeheimnis beschränkt sich nicht auf Jesu Tod und Auferstehung, sondern reicht zurück bis zu den Anfängen der Welt, und es reicht voraus bis zur Wiederkunft Christi, des jetzt im Himmel Erhöhten. Mit Erwartung an sein Kommen endet das Exsultet - die frühe Christenheit war überzeugt, Christus werde in einer Osternacht wiederkommen. Der Morgen, dem die nächtliche Feier entgegenschreitet, ist für die Feiernden der Morgen am Ende der Weltgeschichte.
Zuerst zieht der Diakon den Vorhang auf: Er besingt den Einzug des Erstandenen in den Raum des Himmels und das Licht, das sich dadurch in der ganzen Schöpfung ausbreitet, vor allem auch über die jetzt versammelte Gemeinde. Dann bittet er, für ihn selbst zu beten, damit aus seinem Gesang auch wirklich Lob Gottes entsteht. Das ist gewissermaßen die Ouvertüre. Dann folgen die Wechselrufe wie bei jeder Präfation, und im Stil von Präfationen, nur viel festlicher, geht es dann auch weiter. Der Preis geht auf Gott, den unsichtbaren Vater, gleitet über auf seinen Sohn Jesus Christus, auf dessen Tod als das "wahre Lamm", und gelangt so zur jetzigen Nacht. Immer wieder heißt es: "Dies ist die Nacht" - und dabei schieben sich die verschiedenen Nächte ineinander zu einer einzigen, die Nacht des Auszugs aus Ägypten, des Durchzugs durchs Meer, die vielen Nächte des Wüstenzugs Israels hinter der Feuersäule her, die Nacht der Auferstehung Jesu von den Toten, die jetzige Nacht, in der in der ganzen Welt Menschen durch die Taufe "den Heiligen zugesellt" werden. Mitten in diesen Preis der Verschmelzung der Nächte schieben sich, immer wieder mit "O" beginnend, Freudenrufe über das wunderbare Handeln Gottes ein. Dieses Loblied ist ein "Abendopfer". In der Gestalt der Kerze bringt der Diakon es Gott dar und bittet ihn, dieses Opfer anzunehmen. Nochmals klingt das Lob der Nacht auf, und dann folgt die abschließende Bitte: Das Licht der Osterkerze, in dem sich die Hingabe aller Versammelten verdichtet, möge mitten unter den himmlischen Lichtern weiterleuchten bis zum Morgen, wenn die Sonne aufgeht - die Sonne, die Christus ist, der am Ende der Zeiten wiederkehren wird.
Dies ist hohe Dichtung, zugleich ganz durchsetzt mit Bildern und Wörtern der Heiligen Schrift, am Ende vor allem des Hohenliedes der Liebe. Mit diesem Osterlob im Ohr wird man die Lesungen aus dem Alten Testament, die jetzt aufeinander folgen, ganz neu hören können. Sie werden alle in das eine große Geheimnis der Ostern hineingenommen. Die hier vorgelegte Übersetzung ist genauer und bibelnäher als die Übersetzung in den liturgischen Büchern. Ferner ist sie sprachlich so angelegt, daß sie sich in größerer Entsprechung zur Tonführung des lateinischen Exsultet singen läßt. Die aus diesem Anliegen stammende Vertonung (durch Erwin Bücken) finden Sie hier Link zu www.schimmelpfeng.org/kantill/exsult02.htm
Norbert Lohfink S.J.
Der Herr sei mit euch. Und mit deinem Geiste.
Erhebet die Herzen. Wir haben sie beim Herrn.
Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott. Das ist würdig und recht.
Amen.