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Zeichen Zeichen, Symbol, kath

Ein Zeichen steht für etwas anderes. Es ist ein Zeichen "für", wenn z.B. eine bestimmte Lautfolge M-E-N-SCH für Mensch steht. Ein Verkehrszeichen steht auch für etwas, z.B. ein Dreieck, das auf den Kopf gestellt ist, weist darauf hin, daß eine Querstraße kommt, auf der die Fahrer für sich die Vorfahrt beanspruchen dürfen. Das auf den Kopf gestellte Dreieck ist aber nicht nur eine Information über eine Querstraße, die den eigenen Weg kreuzt, sondern beinhaltet auch eine Aufforderung, nämlich so lange zu warten, bis auf der Vorfahrtsstraße keine Auto kommt und dann erst die Kreuzung zu passieren. Es gibt weiter Zeichen von etwas, z.B. wenn etwas Spuren hinterlassen hat. So gibt es Fußstapfen, die ein Zeichen davon sind, dass jemand den Weg gegangen ist. An einer Wasserpfütze in einer Dusche kann ich erkennen, dass vor mir jemand die Dusche benutzt hat. Gähnen ist ein Zeichen von Müdigkeit oder wenn ich an meinem Gesprächspartner beobachte, dass ihm die Augen zufallen.

Zeichen können auch eine bestimmte Anordnung haben. So entspricht dem roten Dreieck an einer Straßenkreuzung ein gelb umrandetes Viereck auf der Straße, die Vorfahrt hat. Dieser Zusammenhang liegt in der Logik der Sache, hier der Vorfahrtsregelung durch Verkehrszeichen. Eine Logik ist auch mit dem Gebrauch der Wortzeichen verbunden. So ist die Aussage "Mensch" in der Regel nicht vollständig. Entweder muss ein Satz um das Wort gebaut werden, z.B. "Der Mensch ist eitel." Oder es handelt sich um einen Ausruf, in dem eine Bedeutung mitschwingt, z.B. "Mensch, Hannes" der im jeweiligen Kontext bedeuten kann: "Stell dich nicht so an!" Oder "Mach endlich voran!" Die Logik, wie Zeichen verbunden werden müssen, nennen wir in der Sprache "Grammatik". "Zeichen von" sind in der Regel Spuren, die ein bestimmter Vorgang, ein anderer Mensch hinterlassen. Wer diese Zeichen sieht, hört, riecht, kann sie deuten, weil er sie in den Zusammenhang stellt, z.B. weil er weiß, daß nach dem Duschen noch etwas Wasser auf dem Boden der Dusche oder des Badezimmers zurückbleibt. Bei vom Menschen gesetzten Zeichen, der Sprache wie auch bei Verkehrszeichen, muss man die Grammatik gelernt haben, z.B. daß das rot umrandete Dreieck als Pendant das gelb umrandete Viereck hat.

Religiöse Zeichen und Symbole Die Religionen haben auch Zeichensysteme entwickelt, mit denen sie ihre Gottesdienste gestalten. Im christlichen Kontext bezeichnet das Wort "Liturgie" das Zeichensystem, aus dem ein Gottesdienst gebaut wird. Zeichen im Gottesdienst sind z.B. eine Kniebeuge, zum Gebet erhobene Arme, bestimmte Melodien, eine Prozession. Innerhalb des Gottesdienstes gibt es auch viele sprachliche Zeichen, die sich verschiedenen Gattungen zuordnen lassen, z.B. Lobpreis, Fürbittgebet, Wechselgesänge, Berichte und Erzählungen, die vorgelesen werden. Aus den Gebärden, Prozessionen und Texten wird der Gottesdienst "gebaut". Wie der Sprache liegt auch einem Gottesdienst eine = =>(verlinken auf Aufbau der Messe) Grammatik zugrunde, die nicht verletzt werden darf, soll der Gottesdienst für die Feiernden mit vollziehbar werden. Innerhalb der Liturgie gibt es besonders herausgehobene Zeichen, die nicht nur, wie eine Gebetshaltung, auf etwas hinweisen, sondern eine größere Bedeutungstiefe haben. Im christlichen Gottesdienst sind das die heiligen Öle, die Handauflegung, der Segen, Brot und Wein. Diese Zeichen haben sakramentalen Charakter und sind daher = =>Symbole.

Zeichen wirken nicht, sondern setzen Verstehen voraus: Zeichen "funktionieren" nicht physikalisch, sie haben also keine kausale Wirkung, sondern der Empfänger muß die Bedeutung des Zeichens verstehen. Das kann er z.B., wenn er die Bedeutung der Verkehrszeichen "gelernt" hat. Es gibt auch Zeichen, die wir ohne Lernen verstehen. So versteht ein Baby bereits das Lächeln und antwortet darauf mit Lächeln. Möwenküken reagieren auf den roten Punkt am Schnabel der Eltern. Sie öffnen ihre Schnäbel allerdings auch dann, wenn man ihnen eine Holzstange mit einem roten Punkt vor die Augen hält. Es könnte sein, dass Tiere die Bedeutung der Zeichen nicht lernen müssen, sondern daß diese ihnen instinktmäßig mit auf den Weg gegeben ist. Tiere können aber auch die Bedeutung von Zeichen lernen, z.B. fliegen Spatzen schnell weg, wenn jemand mit einem Gewehr auftaucht, Hunde und Katzen verstehen, daß es Futter gibt, wenn eine Gabel an den Freßnapf schlägt.

Die Zeichen einer Sprache müssen wir lernen. Gleiches gilt für die vielen Zeichensystem einer Kultur, wie man mit Messer und Gabel ißt, wie man sich in einem Museum bewegt, Tanzen, ein Instrument spielen, wie die mathematischen Zeichen, vor allem wie die Zahlen funktionieren. Je mehr Zeichensystem eine Kultur entwickelt hat, desto länger sind Schul- und Studienzeiten. Auch das Zeichensystem einer Religion muß man lernen, die Riten, die Gebetsformen, wie man meditiert, und überhaupt die Bedeutung vieler Worte wie "Prophet", "Sohn Gottes", "Gnade", "Sakrament". Dieses Begriffslexikon über Liturgie erklärt die Zeichen und Zeichensysteme für die verschiedenen Gottesdienste.

Eckhard Bieger S.J.